Just another day in Africa ...

Mauritius Game Farm, ZA
Mauritius Game Farm, ZA

… oder: Als ich einmal 1000 Fische im Busch vorm Ertrinken gerettet habe

Die Natur hat mich absorbiert. Das Land hat mich verzaubert. Afrika hat mich erreicht. Nach 5 Tagen irgendwo im Nirgendwo hat mich der afrikanische Busch wieder ausgespuckt. Und ich wünschte, er hätte noch etwas länger auf mir rumgekaut.

 

Mein letzter Stop bringt mich auf 2 private Game Farms nordöstlich vom Krügerpark (Game Farm = in der Regel mehrere 1000 ha großes Gelände, auf dem afrikanische Wildtiere erhalten und geschützt  werden). Einige Tage darf ich mit Pieter, Susan und Dirk - alles Game Farmer mit Herz, Leidenschaft und Verstand - einfach so mitleben, mitstaunen und mitlachen. Pieter habe ich bereits auf dem Flug von Frankfurt nach Johannesburg kennengelernt. Seine Einladung in 10.000 Metern Höhe, ihn in Lydenburg zu besuchen und ein paar Tage auf einer Game Farm mitzuleben, ist das größte Geschenk, das man mir machen kann. Schon die Gegend um Lydenburg ist ein absoluter Hingucker: Um "Pilgrim's Rest", "Sabie" und "Graskop" herum präsentiert sich die Landschaft als eine Mischung aus Gran Canyon, österreichischer Passstraßen und wüster Trockenheit. Weniger trocken, sondern noch einmal eine Schippe herzlicher als ohnehin schon in Südafrika erfahren, werde ich von meinen Gastgebern auf der Farm wie ein alter Freund aufgenommen. Auf der offenen Ladefläche eines "Bukkies" (= saustarker Pick-up, gerne Toyota, oft weiß wegen der Hitze) düse ich mit über die 5000 ha große Farm bei Lydenburg, halte mit den anderen Ausschau nach Elands, Zebras und einem "red lepard", der kürzlich noch auf der Farm gesichtet wurde. Ich helfe (ein bisschen) dabei, die Büffel zu füttern und rechtzeitig wieder abzudüsen, bevor sie auf die Idee kommen, noch einen Nachtisch aus den Bukkie zu schupsen. Schon am ersten Tag auf der Farm wird mir klar: Noch nie habe ich Menschen getroffen, die so sehr lieben, was sie machen, die mit so viel Erfahrung und Leidenschaft über jedes Game und jeden Grashalm berichten können. Das einzige Thema, was mithalten kann, ist das bevorstehende Rugby-Halbfinale Südafrika gegen die All Blacks. Die Freiheit, etwas zu machen, das man wirklich, wirklich liebt, ist vom ersten Moment an ansteckend - und sollte es bis zur letzten Sekunde auch bleiben.

 

Nach 2 Tagen auf der Farm bei Lydenburg geht es mit Sack und Pack im Anhänger des Bukkies und Udo Jürgens im CD-Player (!) ca. 500 km weiter auf eine Game Farm nur eine Spuckweite zur Grenze von Botswana entfernt, um mal nach dem Rechten sehen. Man passiere die letzte Ampel einer kleinen Stadt hinter Pietersburg, fahre eineinhalb Stunden weiter auf einer Bundesstraße Richtung Norden, biege rechts in den Busch ab und tuckere weitere 4 Kilometer ins Landesinnere - bis man nichts, aber auch absolut gar nichts mehr hört außer eine 24/7 Jamsession diverser Vögel und das eine oder andere Solo einer Hyäne. Die Zeit auf "Mauritius" - wie die Farm schon seit Generationen heißt - ist magisch. Noch nie habe ich eine solch intensive Verbundenheit mit "Mutter Erde" verspürt, wie das in dieser Umgebung der Fall ist. Egal wie kitschig das klingt. So viele Dinge, die ich zum ersten Mal überhaupt oder zum ersten Mal im Leben richtig erlebt habe…: Zum Beispiel zu sehen, wie eine Sternschuppe, ein Bolid, als grüner Feuerball mit roter Aura über den Nachthimmel saust und verglüht. Oder Zeuge einer menschlichen Wünschelrute zu werden: Dirk kann - eine Wasserflasche in der Hand balancierend - Wasseradern aufspüren. Beim ihm kippt die Flasche, sobald er eine Wasserader überschreitet. Bei mir und den anderen nicht. Außer, wenn Dirk seine Hand auf Schulter oder Arm des ahnungslos Umherwandelnden legt. Dann fällt auch bei mir der Groschen, bzw. die Wasserflasche Richtung Quelle im Boden. Kein Witz. Trefferquote ist 100 %. Ebenfalls nass wird es, als wir zum Reparieren eines Tanks, der als Trinkquelle für die Tiere dient, das Wasser in den Busch ablassen müssen und dabei eine Riesenladung kleiner Fische in die ungewollte trockene Busch-Freiheit entlassen. Also springen Susan und ich rund 2 Stunden um das neu entstandene Busch-Rinnsal herum, und retten alle Fische, die wir mit den Händen erwischen können, ebenso wie eine Tarantel vor dem schlammigen Tod. Rund 1000 Fische werden in einen neuen Wassertank umgesiedelt. Denn es geht um Erhaltung - so lernt man das im "Nature Conservation"-Studium.

 

Mich versetzt das alles in großes Staunen und Wundern. Mauritius hinterlässt ein Gefühl des Eins-Sein und Im-Reinen-Sein, mit allem, was mich umgibt. Just another day in Africa … wie Dirk immer wieder sagt. Für mich noch vielmehr: Just another day in paradise

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Kommentare: 10
  • #1

    Oliver (Dienstag, 27 Oktober 2015 01:23)

    Danke für den herrlichen Bericht !

  • #2

    Rike (Dienstag, 27 Oktober 2015 17:31)

    Großartig - weiter so! Fernweh ist wieder entflammt - ich sehe schon, wie mich mein Rucksack zuhause großspurig angähnt ... :-)

  • #3

    Peter (Mittwoch, 28 Oktober 2015 00:23)

    What a pleasure it was to host this petite blond German lady - she also gave us the chance to look at our lifes from another angle - and gave us a lovely perspective on seeing things we now take for granted through her eyes (scratchy contact lenses and all!).

  • #4

    Tatjana (Mittwoch, 28 Oktober 2015 13:56)

    SEUFZ.......
    mehr Worte bedarf es bei diesem Bericht nicht :-)

  • #5

    Frank (Mittwoch, 28 Oktober 2015 17:12)

    Toller Bericht und Du musst unbedingt weiterschreiben, wenn Du zurück bist reicht es für ein Buch mit vielen tollen Kapiteln. Bekomme gerade massiv Fernweh und will eigentlich nur noch nach Afrika; ein Glück dass Du "nur" ZA erlebst.
    Sonst wärst Du wohl verloren - petite Girl -

  • #6

    Meike (Mittwoch, 28 Oktober 2015 17:28)

    @Peter: The pleasure was all mine! I hope Google translation did not make you shake your head again. If so, hopefully just because of laughing! (-: ... The bush-babe

  • #7

    Meike (Mittwoch, 28 Oktober 2015 17:32)

    Liebe Leser (hihihi), danke für Euer Mitfiebern und Anfeuern. Ich bleibe dran, WLAN(g)e es auch manchmal mit dem Netz hier dauern mag. Liebe Grüße aus Knysna

  • #8

    Peter (Donnerstag, 29 Oktober 2015 17:00)

    Yes, google definitely did not attend the German to English lectures! We had a good laugh around the breakfast table, a tear in the eye when we relived your encounter with the spider while collecting the little fish and think back with pleasure at your delight when seeing that "shooting" star. Enjoy the Cape! See you.

  • #9

    Philipp (Sonntag, 01 November 2015 22:48)

    Macht Spaß dir lesend zu folgen! ...freue mich auf mehr Reiseberichte!

  • #10

    Micha B (Donnerstag, 12 November 2015 19:23)

    Du machst das richtig!! Freue mich für Dich, dass Du das alles machst und erlebst!