(2) Südamerikanische Anekdoten

Zwischen El Calafate (Argentinien) und Puerto Natales (Chile)
Zwischen El Calafate (Argentinien) und Puerto Natales (Chile)

Der Tragödie erster Teil:

Schauplatz: Irgendwo im Nirgendwo zwischen El Calafate (Argentinien) und Puerto Natales (Chile)

Bei der rund 400 kilometerlangen Reise auf der Straße von El Calafate (Argentinien) nach Puerto Natales (Chile) kommt uns nur etwa einmal pro Stunde ein Auto entgegen. Klare Sache für unseren Busfahrer, dass er mit dem 3. Auto mal ein Schwätzchen halten muss. Dumm nur, wenn er dafür "rechts ranfährt" - Wieso eigentlich … ? Es kommt doch sowieso kein anderes Auto - und zu spät realisiert, dass der Kies am Straßenrand nicht wirklich das Gewicht des Busses halten kann. Also sinken wir rechtsseitig bis zur Radmitte im Schotter ein und neigen uns Richtung Straßengraben. Noch blöder allerdings, wenn sich der Bus bei der Blitz-Evakuierung immer weiter Richtung Straßengraben neigt. Also: Schnell Tür zu und 10 arme Touristen-Würstchen müssen sich sicherheitshalber nach links setzen. Zum Teil mit bloßen Händen versuchen die chilenischen Gesprächspartner die Räder des Busses auszugraben und bringen sich damit - meiner Einschätzung nach - in Lebensgefahr, denn der Bus wankt doch nicht schlecht. Die Touristen schauen vom gebührenden Sicherheitsabstand aus ungläubig - ähhh, wieso genau sind wir hier noch mal stehengeblieben? - und zücken die Kameras zur lückenlosen Dokumentation des Vorfalls. Man merkt am Vorgehen recht schnell, dass unser wackeres argentinisches Rettungsteam nicht gerade aus ausgetüftelten Ingenieuren besteht. Doch nach mehreren Versuchen mit diversen Abschleppstangen schafft man es dann doch nach rund 30 Minuten, die Physik, die Schwerkraft und "common sense" zu überlisten und den Bus behutsam aus dem Straßengraben zu ziehen. Und dann geht wieder alles ganz schnell: hop-hop-hop rein in den Bus und weiter geht es Richtung chilenische Grenze. Nicht, dass die Zentrale von dem unglücklichen Schwätzchen des Fahrers erfährt.

 

Der Tragödie zweiter Teil:

Schauplatz: Banco de Chile, Puerto Natales

Ich bin paranoid, wirklich, wirklich paranoid mit allem, was ich zum Reisen unbedingt benötige: Reisepass, Kreditkarten, Handy, Geldbeutel behüte ich wie meinen Augapfel. Allerdings hatte ich nicht mit der Schnelligkeit der "Banco de Chile" gerechnet. Die Langsamen bestraft der Bankautomat. Beim Abheben meiner ersten chilenischen Pesos in Puerto Natales ziehe ich gerade mein Geld aus dem Bankautomaten, dann die Quittung, verstaue alles gewissenhaft in meiner Tasche, und staune im nächsten Moment doch nicht schlecht, als sich der Bankautomat plötzlich mit einem "schlupp" meine Kreditkarte einverleibt … Äääähhhh?!?!? Die Banco: geschlossen. Im Hostel erfahre ich, dass chilenische Bankautomaten immer 15 Sekunden nach Geldausgabe die Geldkarte ohne Vorwarnung einziehen, wenn man sie bis dahin nicht schnell rausgefischt hat. Am nächsten Tag trabe ich also wieder zur Banco de Chile und bin recht froh, dass ich mit meinen paar Brocken Spanisch die Situation glasklar darstellen kann. Ich soll um 14 Uhr wieder kommen. Dann um 15. Dann um 16. Kurz bevor ich soweit bin, dem Bankangestellten ins Gesicht zu springen, wird mir freudestrahlend eine Kopie meiner Kreditkarte selbigem entgegengestreckt. Ja, der Automat hat sich die Karte als kleines Frühstück gegönnt. Wunderbar, her damit! Nein, die Karte kann ich nicht wiederbekommen. Ähhhh, wie bitte? Man wisse ja nicht, warum der Automat die Karte geschluckt hat. Vielleicht steckt ein Betrugsversuch dahinter. Neee, der blöde Automat hat mich einfach nur ganz hinterrücks abgelenkt und abgezockt …!!! Ist egal, die Karte wird jetzt erstmal in den Hauptsitz nach Santiago de Chile geschickt. Dann kann ja meine Bank mit dem Hauptsitz Kontakt aufnehmen und dann steht in den Sternen, wie es weitergeht. WHAT THE F***?!? Kein 'Senor, por favor, ayudame!!!' hilft an dieser Stelle. Die Karte ist futsch. Und wie geht es mir damit? Innerlich amüsiere ich mich doch königlich über diese chilenische Anekdote. Ich bin tiefenentspannt, denn ich habe noch eine zweite Kreditkarte dabei. Und ich freue mich, da meine liebe Thurid die bereits neu bei der deutschen Bank angeforderte Kreditkarte in zwei Wochen nach Buenos Aires mitbringen kann. Fazit: Ich hätte die Kreditkarte zu keiner besseren Zeit, an keinem  besseren Ort auf keine bessere Weise "verlieren" können. Und am Ende wird sowieso alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das ENDE!

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Kommentare: 3
  • #1

    tatjana (Freitag, 20 November 2015 14:59)

    "...Ich bin tiefenentspannt..."
    :-)

  • #2

    Kristyna (Dienstag, 01 Dezember 2015 08:45)

    What a nightmare!!! Glad to hear everything turned out alright!

  • #3

    Mercedes (Sonntag, 06 Dezember 2015 22:42)

    Kenne solche Geschichten... Schön, dass du alles locker nimmst! Sich aufzuregen bringt nicht viel. Alles funktioniert GANZ anders als hier... Ganz liebe Grüße und eine schöne Zeit in Buenos Aires!