Wild. Windig. Weit. Und kalt.

Perito-Moreno-Gletscher, El Calafate (Argentinien)
Perito-Moreno-Gletscher, El Calafate (Argentinien)

Patagonien ist wild und weit. Patagonien ist windig und kalt. Eisgeruch der am Horizont sich auftürmenden Gletscher in der Nase und chilenische Flamingos direkt vor der Nase. Das ist einfach einmalig. Hunderte kilometerweite Einöde und Steppe in jede Richtung. Ich fühle mich hier beschützt und glücklich.

Nach mehreren anstrengenden Reisetagen komme ich endlich am unteren Ende des südamerikanischen Kontinents an. Der lange Trip lässt mich auf Anhieb mein Reiseziel auf besondere Weise schätzen. El Calafate ist für den Geldbeutel allerdings zunächst einmal ein großer Schock. Ein Bier: 11 Euro. Ein Tagesausflug zum Perito-Moreno-Gletscher: 180 Euro. Ein einfaches Zimmer mit furchtbarem Frühstück und Plastikbesteck: 85 Euro. Die Preise vor Ort sind das Vierfache von dem, was der "Lonely Planet" behauptet. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage hat man "austral" wohl ziemlich gut und schnell verstanden. Trotzdem ist das, was ich hier erlebe, in gewisser Weise doch unbezahlbar. Die Begegnung mit dem 30 Kilometer langen und an der Gletscherkante 70 Meter hohen Perito-Moreno-Gletscher überrascht die Sinne auf vielfältige Weise: Das Eis zeigt sich zum Teil tiefblau - insbesondere, wenn es bewölkt ist und in den Gletscherrissen, an die kein Licht kommt. Im Minutentakt stürzen auto- bis hausgroße 400 Jahre alte Eisbrocken in den Lago de Argentina. Ein Kanonenschlag, ein sekundenlanger Donnergroll und dann bewegt sich die kleine Flutwelle auf dem Lago in Richtung der staunenden Zuschauer auf der gegenüberliegenden Peninsula. Das Spektakel wird man wohl glücklicherweise noch lange Zeit bestaunen können, denn der Perito-Morino-Gletscher ist stabil, das heißt, die 2 Meter Abriss, die er jeden Tag verliert, wächst er in der selben Zeit "von oben nach". Aufgrund der wohl maximal noch für Schweizer erträglichen Preise in El Calafate geht meine Reise mit dem Bus bereits nach 3 Tagen weiter in Richtung Chile.

Im "Wild Hostel" in Puerto Natales fühle ich mich auf Anhieb wohl. Denn hier trifft man jede Menge Gleichgesinnte. Naturfreunde. Trekkig-Liebhaber. Und man hilft sich gegenseitig aus: Einem Schotten, der gerade auf den Weg zu einer Tour ist und merkt, dass sein Kamera-Speicher voll ist, gebe ich eine meiner SD-Karten. Ein Amerikaner bemerkt am Morgen des Aufbruchs zu seiner mehrtägigen Wanderung im Nationalpark, dass er noch eine wasserdichte Tasche braucht. Also bekommt er eine von mir. Denn ich weiß, auch wenn ich SD-Karte und Tasche nicht wiederbekomme, werde ich "es" schon irgendwie zurückkriegen. Und tatsächlich: Am Frühstückstisch bekommen zwei Amerikaner mit, dass ich am nächsten Tag auf eine Wanderung in den Nationalpark "Torres del Paine" aufbrechen möchte, und bieten an: "Hey, wir haben ein Auto und wir planen dieselbe Tour. Wir können Dich mitnehmen und zusammen gehen." Bitteschön: Travelling at its best!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Peter Basson (Sonntag, 22 November 2015 05:23)

    Lovely photos, beautiful country - I will put it on my "bucket list". Must be a shock after the bushveld in South Africa - to experience such cold. Travel well & safe!

  • #2

    Kristyna (Dienstag, 01 Dezember 2015 08:59)

    The photos are breathtaking! I love reading about your experiences and hope to one day go on such a journey myself. Have fun and take care of yourself!