Iguazú-Wasserfälle: Porentief gereinigt

Iguazú-Wasserfälle (brasilianische Seite)
Iguazú-Wasserfälle (brasilianische Seite)

Als sich die Natur die Iguazú-Wasserfälle auf der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien ausgedacht hat, muss sie wohl einen besonders guten Tag gehabt haben. Majestätisch, gigantisch und erhaben thront eines der sieben Weltwunder im subtropischen Dschungel. Mehr Superlativ und Perfektion geht nicht. Da muss auch jeder Scheich aus Dubai vor Respekt den Hut ziehen. Unsere erste Annäherung an die Wasserfälle findet von der argentinischen Seite aus statt. Durch dichtes Grün geht es zu Fuß immer näher in Richtung Tosen und Rauschen. Und plötzlich donnert der erste Wasserfall aus dem Dschungel hinab. Sofort zücken wir beeindruckt die Kameras - verstehen erst später, dass das nur die kleinen Wasserfälle "zum Kennenlernen" sind. Über stabile Stege laufen wir direkt über die tödlichen stürzenden Fluten. Ein Wasserfall reiht sich an den nächsten. Breiter, tiefer, lauter. Das nasse Spektakel steigert sich immer weiter zu einem atemberaubenden Klimax. Tausende Tonnen tobendes, waberndes Wasser und Turbulenzen raunen, fallen und zischen in einer 150 Meter hohen Gischt empor. Aufgrund der außergewöhnlich starken Regenfälle der letzten Wochen gibt es zurzeit besonders viel Wasser an den Iguazú Falls. Der nette Hinweis im Badezimmer unserer Pension zum Thema Duschen und Handtücher "Please save water" (auf Spanisch natürlich, da in Argentinien so gut wie niemand Englisch spricht) scheint von Minute zu Minute absurder. Der Steg zum "Devil's Throat Fall" - eine der Hauptattraktionen, wenn man das so sagen kann - ist aufgrund des hohen Pegelstands von der argentinischen Seite aus nicht zugänglich. Aber das ist völlig egal. Denn im nächsten Moment können wir schon eine der existenziellen Fragen der Menschheit oder zumindest der Kindheit beantworten: Wie wäre es wohl durch eine Autowaschanlage zu marschieren? Ohne Vorwarnung werden wir auf einem der nächsten Stege von der gewaltigen Gischt und Druckwelle der "San Martín"-Wasserfälle erfasst. Innerhalb einer knappen Sekunde sind wir durch und durch nass bis auf die Knochen. Reflexartig halte ich die Luft an, da ich mir durchaus vorstellen kann, dass man in dieser Gischt ertrinken kann. Doch von Weglaufen keine Spur. Wie ein Magnet hält mich dieses fantastische Gefühl, von Mutter Erde einmal kräftig durchgespült zu werden, an Ort und Stelle. Jeder, wirklich jeder quietscht und kreischt vor Freude über dieses noch nie empfundene Erlebnis wie ein kleines Kind. Hinterher fühle ich mich gereinigt, glücklich, ein kleines bisschen albern und natürlich nass - nicht das letzte Mal für diesen Tag… Am nächsten Morgen machen wir uns für einen Perspektivwechsel auf den Weg nach Foz do Iguazú (Brasilien). Von der brasilianischen Seite aus kommt man zwar nicht mehr ganz so dicht ran an die Wasserfälle, hat dafür aber einen perfekten Überblick. Uns wird klar, dass wir von Argentinien aus - unfassbarerweise - nur die Spitze des Eisbergs beziehungsweise den äußeren Zipfel dieses Wunderwerks der Natur gesehen haben. Wie viel Wasser pro Sekunde die Iguazú Falls hinabstürzt, weiß ich nicht. Aber ich stelle es mir in etwa so vor, als ob alle Menschen weltweit gleichzeitig die Klospülung betätigen würden. Wahrscheinlich ist es noch viel, viel mehr! Auch die "Devils Throat" ist von der brasilianischen Seite aus gut zu sehen. Dank des "günstig" stehenden Winds werden wir an diesem heißen Tag auch gleich wieder ein paar Mal nass. Unsere Pro-Kopf-Bilanz der letzten 48 Stunden: 6 Duschen inklusive Vorwäsche. Ein schlechtes Gewissen wegen des hohen Wasserverbrauchs haben wir trotzdem nicht. Schließlich waren die meisten Duschen ja "ecologically friendly".

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Kommentare: 3
  • #1

    Serkan (Mittwoch, 23 Dezember 2015 12:30)

    Ich kommentiere jetzt mal alle rückwirkenden Fotos. Sie sind echt der Hammer. Genieß die schöne Zeit und frohe Weihnachten.

  • #2

    Frank (Dienstag, 29 Dezember 2015 10:18)

    Die Wassermenge kann bis zu 7000 qm in der Sekunde betragen. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 44 vierköpfigen Familien - in der Sekunde!!!!

  • #3

    Micha (Donnerstag, 07 Januar 2016 08:24)

    Da wären die Iguazúwasserfälle aber mächtig verstopft, wenn da auch alles mitgespült würde, was man der Klospülung so alles mitgibt... Ihhhhh....