Es heißt ja immer, Wasser könne nicht bergauf fließen. Doch, kann es schon. Man braucht nur eine bis über die Wade überschwemmte Straße und eine hochgekrempelte Jeanshose. Wenn nämlich das Straßen-Kanalsystem ob der Wassermassen in die Knie geht, kriechen selbige (Wassermassen) über eben dieses (Knie) hoch bis zur Gürtellinie. Unsere Ankunft im kleinen Küstenort Paraty (zw. Rio de Janeiro und Sao Paulo) erinnert stark an die Forest-Gump-Szene im vietnamesischen Dschungel: Wasser von oben, Wasser von unten. Dicke Tropfen. Lange Tropfen. Sprühregen. Starkregen... Taxi und Bus erklären die historische Altstadt zum Sperrgebiet. Ohne Floß nix los. Als wir nach gut einer Stunde Herumstolpern in überschwemmten Straßen unser Altstadt-Hostel gefunden haben (never trust on google maps!), helfen nur noch ein Köpfer samt Kleidung in den Pool und ein Caipirinha aufs Haus. Das viele satte Grün, von dem Paraty umgeben ist, muss ja auch schließlich irgendwo herkommen. Deswegen regnet es gleich 48 Stunden durch. Wir lernen zu entschleunigen und neue Cocktails mit Maracuja kennen. "Und dann, eines Tages, hört der Regen plötzlich auf" (Forest Gump). Paraty entpuppt sich als gechilltes, Hippie-angehauchtes und hier und da auch Marihuana-ausgehauchtes Pflaster. Apropos Pflaster…, auf diesem kann man sich nur im Schneckentempo fortbewegen, da es aus so wild zusammengewürfelten großen und kleinen Steinen besteht. Das erklärt, a) warum das Regenwasser so schlecht abfließt und b) warum uns Paraty so entschleunigt. Nachdem das Stelldichein zwischen Sonne und blauem Himmel endlich wieder hergestellt ist, manchen wir eine halbtägige Bootstour entlang der bezaubernden kleinen Insel und Buchten vor Paraty. Die Landschaft wirkt schon fast karibisch. Überall tummeln sich bunte, hölzerne Fischer- und Ausflugsboote. Regelmäßig werden Stopps eingelegt, damit wir uns über Bord schmeißen können. Das Wasser ist glasklar und perfekt temperiert: Man möchte am liebsten den ganzen Tag wie ein Korken durch die Gegend treiben. Von Bord erklingt Live-Bossa-Nova, gespielt von unserem brasilianischen Marathon-Gitarristen (5 Stunden am Stück!). Nach diesem Ausflug sind wir tiefenentspannt und mit dem "nassen Element" wieder versöhnt. Wer hätte das gedacht nach unserer verregneten Ankunft. Das Leben ist eben doch wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man kriegt.
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Frank (Dienstag, 12 Januar 2016 16:44)
Das hätte mir auch sehr gut gefallen. Scheint es geht Euch saugut -weiter so!
Heike (Dienstag, 12 Januar 2016 21:26)
Hi Maike du kannst einfach schön schreiben