Für manche Dinge braucht man keine direkte Erfahrung, um zu wissen, ob man sie mag oder nicht. Spaghetti auf Pizza halte ich beispielsweise für eine wirklich schlechte Idee. Eine Übernachtung in einem Raum voller Hundebabys wäre hingegen ein echtes Highlight. Ebenso weiß man manchmal instinktiv, ob man einen Ort gut findet oder nicht, ohne je dort gewesen zu sein. Ums kurz zu machen: Kanada ist für mich schon immer ein Hundebaby gewesen. Wobei man hier wohl eher von einem ausgewachsenem Wolf sprechen muss. Denn der "Wahre Norden" zeigt sich bereits in Vancouver von seiner wilden Seite. Beim Hockeyspiel (das "Eis-" wird als redundant angesehen) der Vancouver Canucks stimmt der gestandene Fan bei der Nationalhymne mit Wolfsgeheul ein: O Canada,… The True North strong and free … ou-ou-ou-ohhuuuu! Ich hätte zu keiner besseren Zeit im Südwesten Kanadas ankommen können. Der Frühling explodiert an jeder Ecke, der Himmel ist so blau, dass er sich über eine kaum mehr zu erkennende Schnittstelle mit dem Meer verbindet. In den Straßen der Stadt riecht es nach Blüten, Nadelbäumen, Schnee von den Berggipfeln und Gras. Also, Cannabis, denn das ist in Vancouver mit der Wahl von Premierminister Justin Trudeau seit Anfang des Jahres irgendwie legal. Und irgendwie riecht man das auch. O Canada, … With glowing joints … ähhhh hearts we see thee rise! Vancouver ist so schön - man hätte es sich nicht besser ausdenken können. Die Stadt wurde quasi mitten in einen Nationalpark eingepasst. Überall hat man direkten Zugang zu Wasser, Wäldern und Bergen. Den besten Überblick über die Stadt bekommt man von oben. Deswegen stelle ich mich mit rund 100 anderen Stadtsportlern am Eingang des Harbour Centre zum "Urban Grind" an, um die 633 Stufen des Gebäudes per pedes zu bezwingen. Ein paar Minuten später gibt es oben angekommen ein Freibier und die Gewissheit, dass mindestens 200 Grad des 360-Grad-Blicks über Vancouver von Natur regiert werden. Dank der klaren Sicht erhält man einen fantastisch freien Ausblick in Richtung "große Schwester" USA und auf den 65 Kilometer weit entfernten Mount Baker, ein mit Gletschern bedeckter Vulkan, der als Skigebiet genutzt wird. Zur Stärkung nach dieser sportlichen Leistung steuere ich mal wieder ein asiatisches Restaurant an. Chinesisches, vietnamesisches, und japanisches Essen bekommt man hier an jeder Ecke in Top-Qualität. Das liegt vor allem daran, dass die ganze Gegend um Vancouver seit vielen Jahren von Asiaten besiedelt wird. So hat jede Stadt ab 5.000 Einwohnern ihr eigenes kleines Chinatown. Als kulinarisches Training für meine anstehenden Asienstopps gibt es Sushi und vietnamesische Reisrollen. Denn die Alternative, die mir von Kanadiern wärmstens ans Herz gelegt wird, ist dann doch nicht so ganz nach meinem Geschmack. Das kanadische Nationalgericht "Poutine" (gesprochen: [pu:ti:n]) ist in etwa so unappetitlich, wie es klingt: In Bratensauce ertränkte Pommes mit ollem Quietschkäse garniert. Als Hangover-Gericht vielleicht noch vorstellbar, aber ansonsten fällt das für mich doch eher in die Kategorie "Spaghetti auf Pizza".
Kommentar schreiben
Tio Axel (Dienstag, 03 Mai 2016 18:58)
und wie beschreibst Du "Labskaus" ?