Armer Leo! In "The Revenant" musste er ganz schön fies leiden. Zumindest hat ihm seine Rolle als "Der Rückkehrer" den langersehnten Oscar eingebracht. Trotzdem würde ich DiCaprio empfehlen, noch mal im Frühling in den Banff National Park, in dem The Revenant gedreht wurde, zurückzukommen. Denn in dieser Jahreszeit kann man die abgelegene Landschaft in den Rocky Mountains ganz wunderbar stress- und schmerzfrei genießen. Wobei…, die nahegelegenen Skigebiete rund um Banff bringen auch jetzt noch einige Pisten-Opfern mit Krücken und Schürfwunden hervor. Ja, Schürfwunden! Im späten Frühling wedelt der selbstbewusste Ski- oder Snowboardfahrer gerne oben ohne oder im Bikinitop den Hang hinab. Wem's taugt … Während die Gipfel und höher gelegenen Orte im ältesten Nationalpark Kanadas noch mit kaltem Puderzucker bedeckt sind, verschmelzen im Tal bei über 20 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein die letzten Schnee- und Eisreserven mit den vielen Flüssen und Seen. Perfekte Bedingungen für Wanderausflüge, Fahrradtouren oder einfach mal einen Kaffee in der Sonne. Hauptsache "outdoor", denn: Draußen ist's am schönsten! Könnte glatt der Slogan eines Herstellers für Funktionskleidung sein - und der Banff National Park ist der perfekte Drehort für den passenden Werbespot. So mache ich mich auf den Weg zum Lake Louise und Lake Minnewanka und verrenke mir den Hals beim Bestaunen der vielen wilden Felsformationen, um die sich der Nadelwald im einheitlich satten Dunkelgrün wie ein Kuschelschal wickelt. Von den glatzköpfigen Gipfeln senden die spiegelglatten, perlmuttfarbigen Schneeflächen Lichtzeichen Richtung Himmel. The hills are alive with the sound of music… Kanada ist einfach nichts für Stubenhocker. Und nichts für Kameras ohne Panoramafunktion. Einzelfotos kann man bei diesen enormen Anblicken glatt vergessen. Das denken sich wohl auch die vielen Asiaten, die den verschneiten Lake Louise mit ihren riesen Linsen und Videoaufnahmegeräten stürmen. Ich frage mich, wo die immer so schlagartig und scharenweise herkommen. Vielleicht ja alles Gäste des berühmten "Fairmont Chateau Lake Louise". Die Übernachtungspreise des Luxushotels am Rande des Sees starten bei 600 kanadischen Dollar. Das sprengt dann leider doch das Backpacker-Budget, so geht's am Nachmittag zurück nach Banff "City". Die größte Stadt des Nationalparks ist im April "off season" herrlich ruhig und entspannt: Einige Zugangsstraßen rund um den Ortskern sind für Autos gesperrt, um dem frühjahrsbedingten Wildwechsel Platz zu machen: "Wolves, bears and moose crossing!" Auf den Straßen sind Mülleimer abgeschlossen und Autos in der Regel offen. Im Supermarkt werde ich gefragt, ob ich eine Plastiktüte haben möchte, bevor die Einkäufe darin versenkt werden, und in Cafés zahlt man für das Heißgetränk 50 Cent weniger, wenn man seine eigene Tasse mitbringt. Wer outdoor liebt, möchte outdoor auch schützen und erhalten. Mit gefällt's auf jeden Fall im Land der Biber, Bären und Bärte. Also werde ich es wohl irgendwann wie Leo machen und werde "Die Rückkehrerin".
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